1990 - FERRIES, das Fährschiffahrtsmagazin

Fähren, Passagier- und Kreuzfahrtschiffe weltweit
FERRIES, das Fährschiffahrtsmagazin
Direkt zum Seiteninhalt

Hauptmenü:

Galerie
1989
Galerie
1991
Galerie
Frank Heine

1990

1990: Theoretische Ausbildung bei der Marine fürs erste beendet. Es folgte das erste Bordkommando beim 4. Minensuchgeschwader in Wilhelmshaven auf dem Minenjagdboot "Minden". Aber auch hier ging das Lernen weiter: wie halte ich die mir zugeteilten Anlagen und Geräte dauerhaft funktionsfähig, wie hat man sich an Bord zu verhalten, Brand- und Leckabwehr usw. Dazu die ersten Seefahrten mit Minenjagdbooten der Klasse 331 raus auf die Nordsee für Schiffssicherungsübungen und dann der Seegang... Boah, war mir schlecht... Dann noch die normalen Fahrwachen Tag und Nacht, 24 Stunden lang abwechselnd vier Stunden Wache und vier Stunden wachfrei. Da war dann Zeit zum Abschnittsdienst, Essen, Reinschiff, Waschen (Duschen ist wegen Wassermangel verboten) und vielleicht auch mal zum Schlafen. Zwischendurch wieder Alarm: rein in das Lederzeug und die Atemschutzausrüstung. Dann durch sämtliche Abteilungen und Bilgen krabbeln und das imaginäre Feuer suchen. Dann wieder Fahrwache: wie halte ich als Rudergänger den Dampfer auf Kurs, wie steuere ich die Verstellpropeller und dann raus an die frische Luft: Ausguck gehen - egal ob es regnet,  schneit, stürmt oder die Sonne knallt. Und nicht vergessen, sämtliche Fahrzeuge in Sichtweite ordnungsgemäß zu melden, egal ob am Himmel oder auf dem Wasser. Minenjagdübung: vier Stunden in der dunklen OPZ vor dem Plottisch der Sonaranlage, nichts übersehen und nicht einschlafen. Nach den vier Stunden OPZ nix mit Schlaf, ab aufs Achterdeck und die fast eine Tonne wiegende Minenjagddrohne klar machen zum Einsatz. Dann mitten in der Nacht aussetzen, vorher die Taucher samt Schlauchboot ins Wasser. Sobald die Drohne wieder an Bord ist, aufschrauben und die 150 kg schwere Batterie ausbauen und laden. Neue Batterie rein, Lenkdrahtrolle und Schleppgewicht wechseln, 20 Minuten nur bis alles wieder klar sein muss zum nächsten Einsatz. Vier Stunden sind um - nix mit Schlafen, ab in die OPZ für die nächsten vier Stunden und bloß nichts übersehen, vorher aber noch schnell den Mittelwächter reinziehen. Und das Boot schaukelt immer noch...

Tja, so hat es sich zugetragen, zum Glück aber nicht immer. Und irgendwann wird das alles zur Routine. Man lernt schnell, jede freie Minute zum Schlafen zu nutzen, egal in welcher Position und wo - man weiß ja nie, wann man wieder Gelegenheit dazu hat. Aber alle Mühe hat irgendwann ein Ende. Sobald die Besatzung das gesamte Boot beherrscht und auf sämtliche Situationen zu jeder Zeit reagieren kann, wird es lockerer. Und zur Belohnung folgt gleich der erste viermonatige Einsatz im NATO-Rahmen: Ab nach Schottland, Scapa Flow, Orkney Inseln und weiter die englische Küste rauf und runter, Belgien, Niederlande usw. Eine Kreuzfahrt auf Staatskosten mit ordentlicher Bezahlung und dem Hobby kann man trotzdem noch nachgehen.

Im Jahr 1990 wurde alles fotografiert, wo auch immer die Marine mich hingebracht hat. Das alles aufzuzählen, führt hier zu weit. die Fototour im Sommer führte erstmalig seit neun Jahren wieder nach Griechenland. Jetzt aber per Fähre, was nicht nur den politischen Bedingungen in Jugoslawien geschuldet war. Damals gab es zwischen Italien und Griechenland aber nur die alten, langsamen Fähren und so dauerte die Überfahrt von Ancona nach Patras insgesamt 36 Stunden, sodass man zwei Nächte an Bord verbringen musste.

Die im Vorjahr erlernten Fähigkeiten zum Behaupten im mediterranen Straßenverkehr und dem unbefugten Eindringen in gesperrte Hafenbereiche konnten gefestigt und sogar noch verfeinert werden. Für Piräus, wo mir neun Jahre zuvor der Film abgenommen worden war, hatte ich mir eine Fotografiergenehmigung besorgt, was aber bei weitem nicht so einfach war, wie es hier den Anschein haben könnte. Ich musste fünf verschiedene Ämter, Militär- und Polizeistationen über ganz Athen und Piräus verteilt in vorgeschriebener Reihenfolge abklappern und dort Anträge einreichen und Dokumente abstempeln lassen. Einen ganzen Tag hat es gedauert, bis ich alles zusammen hatte. Danach bekam ich aber keine Probleme mehr - zumindest nicht in den abgesperrten Bereichen in Piräus. Diese bekam ich dann aber ausgerechnet in einem frei zugänglichen Hafenbereich im griechischen Igoumenitsa. Dort war ich schon einen Tag lang mit Fotografieren im alten Hafen beschäftigt, als mich ein Patrouille der Hafenpolizei aufgriff und nach kurzer Befragung abführte. Im Büro der Hafenpolizei wurde ich vom Chef persönlich über eineinhalb Stunden verhört mit allem was dazu gehört, wie Fingerabdrücke, Verbrecherfotos usw. Meine Beteuerungen, ich sei nur Hobbyfotograf wurde als angebliche Tarnung nicht akzeptiert, da ich ja eindeutig als albanischer Spion erkannt worden sei und gefälligst meine Auftraggeber nennen solle. Da meine Ausweispapiere im Auto waren, wurde ich mit vorgehaltener Maschinenpistole zur Identitätsfeststellung dorthin geführt. Zum Beweis, dass ich kein albanischer Spion bin, zeigte ich dann neben dem Reisepass und meinem Truppenausweis auch meine Dienstmütze (mit der ich mich ggf. als Handeslschiffsoffizier ausgeben wollte, um in Häfen zu kommen) vor. Sobald ich die Mütze aufhatte und den Leute erklärte, dass wir eigentlich Kameraden sind (die griechische Hafenpolizei wird von der Marine gestellt), erhellten sich die Mienen, die Maschinenpistolen wurden abgesenkt und mir wurde freudig die Hand geschüttelt. Nach ein paar gemeinsamen Abschiedsfotos schlenderten die Militärpolizisten von dannen und die Sache war erledigt.


Hier ist das Ergebnis des Jahres 1990 in alphabetischer Reihenfolge: (wird noch ergänzt)

FERRIES, das Fährschiffahrtsmagazin
by Frank Heine

Zurück zum Seiteninhalt | Zurück zum Hauptmenü